Intel 8086

Intel 8086In den 1970ern hatte sich Intel mit seinen Produkten, allen voran dem Intel 8008 und dem späteren 8080 einen guten Namen gemacht. CP/M, damals eines der beliebtesten Betriebssysteme überhaupt, wurde auf dem Intel 8080 entwickelt. Doch die Konkurrenz holte deutlich auf: Zilog war mit dem Z80 auf Augenhöhe, ebenso wie MOS mit dem 6502. Das Unternehmen musste einen potenten  Nachfolger präsentieren, der gegenüber den Mitbewerbern deutliche Vorteile besaß. Die Entwicklungsabteilung setzte sich im Mai 1976 zusammen und ersann eine CPU mit 16 Bit Adressbreite und einem Befehlssatz, der es ermöglichte Assembler Quellcode, der eigentlich für die Vorgänger CPU geschaffen wurde, automatisch umzuwandeln. Dieser Befehlssatz stammte jedoch nicht aus den Intel-eigenen Laboren. Vielmehr basierte dieser auf der Entwicklung der Firma Datapoint Corp. und wurde bereits im Intel 8008 eingesetzt (Datapoint plante ursprünglich diesen in Terminalrechnern zu verwenden). Dafür setzte das Team als Basis auf den Intel 8085, der im Grunde nur eine Variante des Intel 8080 mit integriertem Taktgenerator und Buscontroller darstellte. Diese 8bit CPU konnte sich auf dem Markt allerdings nie gegen den Zilog Z80 durchsetzen. Dennoch, die Entwickler glaubten daran, dass der Grundkonstruktion grundsätzlich richtig war.

Insgesamt beherrschte der Chip etwa 100 Befehle. Maximal waren zudem 1 MByte RAM adressierbar. 14 Register besaß das neue Flaggschiff, mit den 16 „Bittern“ anderer Hersteller konnte es sich bei der Anzahl nicht messen, selbst der völlige „Reinfall“ Zilog Z8000 kam auf 16 Register. Sicherlich ist die Anzahl der Register nicht maßgeblich, auch der Takt spielt eine Rolle und auch hier zeigte sich der Intel 8086 nicht von seiner besten Seite:  mit anfänglich 4,77 MHz, später bis zu 10 MHz, konnte auch in dieser Disziplin kein Gold gewonnen werden. Der direkte Konkurrent Motorola 68000 begann bereits mit 8 MHz sein digitales Leben und auch der Kandidat NS32016 aus den Reihen von National Semiconductor verließ die Werkshallen mit 6 MHz.

Bei Intel erkannte man recht schnell nach einigen Tests, dass auch dieser Chip nicht die Wunderwaffe gegen die Konkurrenz sein konnte. Die Marketingabteilung propagierte daher recht laut die „Quelltext-Kompatibilität“, die eine Portierung tatsächlich vereinfachte, aber gegen die Konkurrenz kein Kaufargument darstellte. Blieb also nur noch das beliebte 16bit Argument, dass bei den Käufern jedoch nicht greifen wollte. Experten monierten den Chip als leistungsarm, Käufer sträubten sich wegen des Preises. Dennoch wurde das Modell kein Totalausfall. Die NASA verbaute den 8086 oft in den Space Shuttles. Aber auch in medizinischen Geräten fand der Chip oft ein neues Zuhause.

Doch erst mit der abgespeckten Variante 8088 begann der eigentliche Siegeszug der x86 Familie, die dadurch zwar mehr Federn lassen musste, sich aber preislich auf dem Markt gut positionieren konnte. Wäre der Intel 8088 nicht erschienen sähe die Zukunft des PC kompatiblen deutlich anders aus. IBM plante eigentlich die Verwendung des Motorola 68000 (wie im Atari STund Amiga), entschied sich jedoch lediglich aus Kostengründen (sowie der limitierten Herstellungsrate) dagegen.